Ackerböden als CO2-Speicher: BayWa und Deutsche Kreditbank AG (DKB) starten ‚Projekt Klima-Landwirtschaft‘ in Thüringen
Im Rahmen eines Pressegesprächs haben die BayWa AG und die Deutsche Kreditbank AG (DKB) heute offiziell das Projekt Klima-Landwirtschaft in Thüringen gestartet. Mit dem Programm werden in sechs landwirtschaftlichen Betrieben in den nächsten drei Jahren Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt, von der BayWa engmaschig begleitet und wissenschaftlich ausgewertet. Die teilnehmenden Landwirte und Landwirtinnen erhalten dafür eine Vergütung. Ermöglicht wird das Projekt durch die BayWa in Kooperation mit der DKB.
Nachhaltige Transformation der Landwirtschaft
Kern landwirtschaftlicher Geschäftsmodelle ist die Arbeit mit der Natur. Damit ist sie stark abhängig von Umwelteinflüssen, Witterungsbedingungen und Böden. Die Klimakrise hat bereits heute und wird in Zukunft noch viel stärker Einfluss auf die natürlichen Gegebenheiten, unter denen Landwirte und Landwirtinnen wirtschaften, haben. Das stellt die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Gleichzeitig hat die Branche durch den Ausstoß von Treibhausgasen auch eine Mitverantwortung für die Klimakrise. Deswegen ist es wichtig, dass bestehende Hebel und Potenziale genutzt werden, um einen Beitrag zu mehr Klimaschutz zu leisten – genau das ist das Ziel des Projekts Klima-Landwirtschaft.
Anina Strey, Nachhaltigkeitsexpertin im Landwirtschaftsteam der DKB, fordert mehr Ausgewogenheit in der öffentlichen Debatte zur Transformation der Landwirtschaft: „Die Landwirtschaft steht vor der Aufgabe, sich nachhaltig zu transformieren, ebenso wie viele andere Branchen auch. Das ist unbestritten. In der öffentlichen Debatte wird jedoch häufig verkannt, dass die Landwirtschaft sich bereits in der Transformation befindet und immense Potenziale bietet, zum Klimaschutz beizutragen. Dieser Beitrag muss besser honoriert werden. Für das Gelingen der Transformation ist es entscheidend, dass wir einen ehrlichen Diskurs zu Herausforderungen, Chancen und Wertschätzung führen.“
Projekt Klima-Landwirtschaft
Das Projekt Klima-Landwirtschaft wird seit 2021 von der BayWa in Kooperation mit verschiedenen Partnerunternehmen verantwortet. Ziel des Projekts ist es, Landwirte und Landwirtinnen bei der Einführung von Klima- und Artenschutzmaßnahmen sowohl fachlich als auch finanziell zu unterstützen. Darüber hinaus sollen Daten und Erkenntnisse gewonnen werden, mit welchen Maßnahmen CO2 effektiv gespeichert und Humus aufgebaut oder Humusabbau verhindert werden kann. Mehr als 80 Unternehmen unterstützen das Projekt. Es wurden bereits Klimaschutzmaßnahmen auf über 6.000 Hektar Fläche bei 50 Landwirten und Landwirtinnen umgesetzt.
Kurt Herbinger, Leiter Projekt Klima-Landwirtschaft bei der BayWa: „Acker, Wiesen und Weiden bieten enormes Potenzial, klimaschädliches CO2 in wertvollen Humus umzuwandeln und so zu speichern. Aktuelle Beobachtungen aus der Fachwelt zeigen, dass der CO2-Fußabdruck von Brotgetreide durch andere Bewirtschaftungsmethoden um bis zu 30 Prozent verringert werden kann. Ein anderes Beispiel: Durch den Einsatz von ,grünem Ammonium‘ können Landwirte bis zu 70 Prozent des bisherigen CO2-Ausstoßes bei der Düngung einsparen. Im Projekt identifizieren wir mit den Betrieben die jeweils individuellen Stellschrauben und erarbeiten gemeinsam passende Maßnahmen.“
Landwirtschaftliche Böden als CO2-Speicher
Pflanzen entziehen der Atmosphäre durch Photosynthese CO2 und wandeln dieses in Kohlenstoff um, der wiederum in der Biomasse gebunden wird. Durch die Anreicherung von Biomasse im Boden wird der Kohlenstoff gespeichert. Humusoptimierte Böden reduzieren außerdem den Aufwand für Bodenbearbeitung, Mineraldünger und Bewässerung. Dadurch verringert sich zusätzlich der Ausstoß von CO2 in der landwirtschaftlichen Bearbeitung und den Vorstufen bei der Betriebsmittelproduktion.
Bei landwirtschaftlicher Bewirtschaftung baut sich Humus ab. Dadurch wird wiederum CO2 freigesetzt. Gute Humuswirtschaft wirkt dem entgegen. Ziel des Projekts Klima-Landwirtschaft ist es deswegen unter anderem im praktischen Einsatz zu untersuchen, wie gewirtschaftet werden muss, um möglichst viel CO2 zu speichern und gleichzeitig bei der landwirtschaftlichen Nutzung möglichst wenig freizusetzen.
Hans Koch, Bodenexperte und Fachberater bei der BayWa: „Es dauert 10.000 bis 15.000 Jahre, damit ein Meter Boden entsteht. Das entspricht 0,1 Millimeter pro Jahr. Und wenn wir, wie in diesem Jahr, stark wechselnde Ereignisse aus langer Trockenheit und Starkregen, der zu Erosion führt, haben, verlieren wir mehr Boden als zuwachsen kann. Trotz dieser Umstände schaffen es die Landwirte im Projekt Klima-Landwirtschaft, weniger Humus abzubauen. Und das kommt uns allen zugute: Eine Tonne Humus entzieht der Atmosphäre bis zu 2,1 Tonnen Kohlendioxid. Je humusreicher der Boden wird, desto klimaresilienter ist er. Es sind hauptsächlich die Wurzeln, die Boden langfristig aufbauen. Und wenn wir ein hohes Wurzelwachstum haben, haben wir auch hohe Erträge in der Landwirtschaft.“
DKB unterstützt das Projekt Klima-Landwirtschaft in Thüringen
Über 5.600 Landwirte und Landwirtinnen aus ganz Deutschland sind Kunden der DKB. Die Bank unterstützt mehrere Nachhaltigkeitsinitiativen und bietet Austauschformate und Veranstaltungen zu dem Thema an.
Helge Krüger, Leiter Landwirtschaft bei der DKB: „In der Kreditvergabe an Geschäftskunden und Geschäftskundinnen konzentrieren wir uns in der DKB auf ausgewählte Branchen. Uns ist dieser Fokus enorm wichtig, da er es uns ermöglicht, wirklich tief in die Branchen einzutauchen, die Herausforderungen und Chancen genau zu verstehen. Als Bank mit einem Branchenschwerpunkt in der Agrarwirtschaft verstehen wir es als unsere Verantwortung, die nachhaltige Transformation der Landwirtschaft zu unterstützen. Das machen wir unter anderem mit einem Projekt wie diesem. Wir möchten lernen, welcher Ansatz gut funktioniert – für das Klima und für die Landwirte und Landwirtinnen.“
Neben der DKB als Hauptsponsorin unterstützen Sprehe Geflügel- und Tiefkühlfeinkost Handels GmbH & Co. KG sowie FENDT Marktoberdorf das Projekt Klima-Landwirtschaft in den sechs Betrieben in Thüringen. Weitere Unterstützer sind willkommen.

