Mobilität
Charging Night 2024: Weiterdenken, weiterkommen!
Neben den spannenden Key Notes von Kurt-Christoph von Knobelsdorff, CEO bei der NOW GmbH, und Maximilian Wühr, CEO und Co-Founder bei FINN, erwartete die 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Expertenpanel zum Thema „Wie definieren sich neue Antriebstechnologien in unterschiedlichen Branchen und Flotten?“. Ein weiteres Highlight: Das Open Mic mit vier Start-ups aus dem Bereich Elektromobilität.
Die BayWa Mobility Solutions als Treiber der Mobilitätswende
„Wir sind noch eine ganz junge BayWa-Tochter“, sagt Geschäftsführer Christian Krüger zur Begrüßung. Die BayWa Mobility Solutions GmbH wurde 2020 als Tochterunternehmen der BayWa AG gegründet. Als Generalunternehmer bietet die BMS ihren Kunden einen Rundum-Service in den Bereichen Flottenberatung, Digital Mobility und Planning & Construction und treibt so den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland voran.
2023 hat die BMS rund 300 Ladeparks mit je sechs Ladepunkten installiert und damit knapp 10 Prozent der Schnellladepunkte in Deutschland errichtet. „Nun erreichten wir im Rahmen des Deutschlandnetzes selbst Ladeparks. Die BayWa Mobility Solutions wird auch zum Charge Point Operator – die BayWa Mobility Charging ist geboren.
„Wie kommen wir auf das volkswirtschaftlich günstigste Energiesystem?"
Kurt-Christoph von Knobelsdorff ist CEO der NOW GmbH, die die Bundesregierung in Sachen klimafreundliche Mobilität und Technologie begleitet. Er deutete auf einen wichtigen Punkt der Energiewende: Die Kosten für den Netzausbau. „Wie kommen wir insgesamt auf das volkswirtschaftlich günstigste Energiesystem?“ fragte Knobelsdorff. Unter anderem, indem wir Netzumbau vermeiden, so Knobelsdorff. Denn es ist teuer, das gesamte Energiesystem umzustellen.
Für sich betrachtet sei ein Elektrolyseur noch nicht effizient. Er erzeugt mit Sonnenstrom Wasserstoff, der dann zu Tankstellen transportiert und dort vertankt werden kann. Auf volkswirtschaftlicher Ebene aber sei dieses Verfahren laut Knobelsdorff sinnvoll: Weil sich so teure Netzumbauten vermeiden lassen.
Stand heute lautet Knobelsdorffs Botschaft: Es braucht nicht nur Strom. Es braucht vorerst mehrere Technologien, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Elektromobilität und Wasserstoff zum Beispiel. „Wir müssen mit Demut mehrere Technologieoptionen akzeptieren muss – weil man nicht weiß, wie es kommt.“
Open-Mic für Start-Ups: vier Jungunternehmen stellen ihre Ideen vor
- Dezentrale Energieversorgung: solation aus München hilft Mietern mit einem patentierten Software-Hardware-System, Strom zu produzieren und dabei noch Geld zu verdienen – auch wenn im Mehrfamilienhaus nicht alle mitmachen wollen.
- Powerbank auf Rädern: VoltVogel entwickelt mobile Ladepunkte, die zu den Autos rollen. So wird eine Ladestation nie mehr von einem parkenden Auto blockiert. Weil die Station zum Auto kommt.
- Elektroladetürme: VePa baut Charging Towers, also Türme, in denen bis zu 12 Autos parken und laden können. Die PKW werden in den Türmen mit einem Paternostersystem an ihren Ladeplatz gebracht.
- Schnellladen: ZooZ-Power baut Pufferspeicher mit Schwungmassenspeichern - damit Autos auch in leistungsbeschränkten Netzumgebungen laden können.
Impulsvortrag: Der Gründer von FINN berichtet
Das Münchner Unternehmen FINN bietet Auto-Abos – und bald auch die Entsprechung zum JobRad. Nämlich das JobAuto. CEO und Co-Gründer Maximilian Wühr beschrieb die Reise des noch jungen Unternehmens. Am wichtigsten ist Wühr der konsequente Kundenfokus: „Ich lese jeden Tag die negativen Bewertungen unserer Nutzer. Das ist schmerzhaft. Aber wir lernen nur, wenn wir darauf reagieren.“
Panel: Wie definieren sich „neue Antriebstechnologien“ in unterschiedlichen Branchen und Flotten?
Marcus Lienkamp leitet den Lehrstuhl Fahrzeugtechnik an der TU München und sagt: „Der Ausbau der Erneuerbaren funktioniert nur, wenn wir Speicher reinbekommen. Da sind Elektroautos ideal – weil wir sie als mobile Speicher nutzen können.“
Matthias Taft ist der CEO der BayWa r.e. und sagt: „Wir haben ausreichend Strom. Den müssen aber richtig verteilen. Wir müssen das nötige Netz weiter ausbauen.“
Joachim Drees ist Start-up-Investor und sagt: „Wasserstoff kann noch nicht als Speichermedium dienen, er muss erst als Prozessgas eingesetzt werden, etwa bei der Stahlerzeugung. Beim Speicher liegt der Fokus derzeit auf der Batterietechnologie.“
Christoph Gröblinghoff ist der CEO von AGCO Fendt und sagt: „Ein Mähdrescher kostet eine halbe Million, leistet 900 PS und wird an 25 Tagen im Jahr eingesetzt. Wir fordern in kurzer Zeit hohe Leistungen ab. Da gibt es derzeit keine Alternative zum Verbrennungsmotor.“ Gleichzeitig, so Gröblinghoff, gebe es an vielen Stellen Nachfrage nach Kleintraktoren mit Batterien, etwa in Kommunen. Hier könne sich der Einsatz lohnen.
Markus Neumayer ist Regional Director Amazon Logistics und sagt: „Der Kunde wünscht sich Elektromobilität. Dem kommen wir nach.“ Nach Neumayers Prognose werden in zehn Jahren 70 Prozent der Paketbranche elektrifiziert sein.