Baustoffhandel

Das Hoch im Hochbau

„Wir bereiten das nächste Hoch im Hochbau vor“

Während der Wohnungsbau derzeit in der Krise steckt, ist die Auftragslage im Tiefbau stabil. Straßen, Schienen, Brücken und Tunnel sind vielerorts so marode, dass sie dringend saniert oder gleich ganz neu gebaut werden müssen. BayWa Bau versorgt Baustellen in ganz Deutschland mit Material. Ein Geschäft, das viel Spaß macht – aber auch viel Geduld erfordert, weiß Fachbereichsleiter Uwe Feil.   

  • Baustoffe

Herr Feil, der Hochbau kämpft, wie sieht es im Tiefbau aus?

Wir arbeiten vor allem für die öffentliche Hand und beliefern Infrastrukturprojekte, die oft erst nach Jahren der Planung ausgeschrieben werden. Deshalb kennen wir die Zyklen des Hochbaus nicht. Aber wir bereiten das nächste Hoch im Hochbau vor: Im vergangenen Jahr haben wir Material geliefert, mit dem 160 Wohngebiete erschlossen werden, zum Beispiel Kanäle und Schächte.

Welche Aufträge sind besonders attraktiv?

Autobahnaufträge sind aufgrund ihrer Laufzeit von ein bis fünf Jahren attraktiv. Auch Logistikzentren sind wegen der kurzen Bauzeit und des vergleichsweise hohen Materialbedarfs interessant. Wir haben aber auch immer wieder neue Themen im Tiefbau. Beispielsweise liefern wir Material für den Breitbandausbau, den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos oder für den Bau von Stromtrassen. Auch im Gleisbau sind wir bundesweit aktiv. Neue Aufgaben ergeben sich aber auch durch neue gesetzliche Anforderungen. Hier ist vor allem das Thema Regenwassermanagement zu nennen.

  • LKW und Gapelstapler auf Baustoff-Hof

Wie schlimm ist der Sanierungsstau auf Deutschlands Straßen und Schienen?

Wir haben viele Straßen, Schienen und vor allem Brücken, die eigentlich nicht mehr befahren werden dürften. Sanierungen in diesen Bereichen sind teuer, kompliziert und oft nur ein „Pflaster“ bis zur nächsten Sanierung... Insgesamt ist der Sanierungsstau besorgniserregend. Jede Sanierung, die Strecken unbenutzbar macht, ist ein volkswirtschaftlicher Schaden.

Ruiniert der viele Verkehr unsere Straßen und Brücken?

Natürlich. Unsere Straßen waren nicht für so viel Verkehr ausgelegt, als sie gebaut wurden. Man muss bedenken, dass jedes Anfahren auf einer Brücke das Bauwerk belastet: Bremsen, Anfahren, Bremsen, Anfahren. Der Asphalt oder der Beton bekommt Risse, Wasser dringt ein, es friert, das Material platzt. Die meisten Brücken müssten größer werden. Sie müssten mit einer anderen Statik und anderen Materialien gebaut werden.

Großprojekte werden oft viel teurer als kalkuliert. Warum ist das so?

Das liegt an der Planungszeit. Bei Stuttgart 21 wurde zunächst die Investitionssumme geschätzt. Dann wurde acht Jahre lang geplant und gebaut. In der Zwischenzeit ist alles teurer geworden. Die Genehmigungen dauern zu lange, die Bauzeit auch. So war es auch beim BER, dem neuen Flughafen in Berlin: Während der Bauzeit änderten sich die Vorschriften. Ein Desaster. Aber es geht auch anders: Der private Flughafenbetreiber in Frankfurt zum Beispiel drängt auf schnellstmögliche Vergabe und Fertigstellung, damit bei der Abnahme die gleichen Rechte gelten wie bei der Vergabe.

  • Uwe Feil
    Uwe Feil ist Fachbereichsleiter von BayWa Tiefbau. Er kennt die Branche seit 40 Jahren.