Satellitenbild zeigt Frontverlauf in der Ukraine durch Landwirtschaft

Landwirtschaft im Ukrainekrieg 2024

Ukrainekrieg: Fast 7% weniger Anbaufläche – Folgen des Krieges für die Landwirtschaft heute

Die Vista GmbH, eine Tochter der BayWa AG, analysiert auch im zweiten Kriegsjahr mit modernster Technik, wie der russische Angriffskrieg die landwirtschaftliche Produktion in der Ukraine beeinflusst. Unter anderem werden fast 7% der Anbaufläche nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und der Front-Verlauf wird auf den Anbau-Karten deutlich sichtbar.

  • Satellitenbild zeigt Verlust der Anbauflächen an der Front
    Entlang der Frontlinie fielen im vergangenen Jahr etwa 6,5% der vormals landwirtschaftlichen Flächen aus der Nutzung.

Das Wichtigste im Überblick

  • Ukraine verliert wegen Krieg derzeit 6,5% landwirtschaftliche Anbaufläche 
  • Auswertung von Satellitendaten zeigt Frontverlauf aus Sicht der Landwirtschaft
  • Durch Dammbruch bleiben 52% der Felder in Oblast Cherson ohne Wasser

Anbaudaten machen Kriegsgebiet sichtbar 

Unter anderem mithilfe von Satellitendaten ermitteln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Vista, welche Früchte in welcher Region auf welcher Fläche angebaut wurden. Beobachtet wurden der Anbau von Sommer- und Wintergerste, Körnermais, Raps, Sonnenblume und Weizen. Das von Vista entwickelte physikalische Pflanzenwachstumsmodell PROMET erlaubt detaillierte Prognosen zu den Erträgen der beobachteten Früchte. Entlang der Frontlinie fielen im vergangenen Jahr etwa 6,5% der vormals landwirtschaftlichen Flächen aus der Nutzung.

Satellitenbilder vermitteln den Unterschied zwischen den Jahren 2021 und 2023

Die Aufnahmen zeigen Vegetation an Stellen, an denen früher Äcker zu erkennen waren. Ein Zeichen dafür, dass an diesen Stellen derzeit kein Feldbau stattfindet. So wird aus landwirtschaftlicher Perspektive die Frontlinie sichtbar, entlang der sich derzeit ukrainische und russische Truppen gegenüberstehen. Die Daten und Karten zeigen auch, dass die Felder der russisch besetzten Gebiete weiter bewirtschaftet werden.

Satellitenbild Landwirtschaft 2021 im Oblast Saporischschja
Das Satellitenbild zeit die landwirtschaftliche Nutzung im Oblast Saporischschja 2021.
Satellitenbild Landwirtschaft 2023 im Oblast Saporischschja
Zum Vergleich die landwirtschaftliche Nutzung in demselben Gebiet 2023: Die Vegetation im Frontbereich entwickelt sich, wird aber nicht zur Nahrungsmittelproduktion genutzt.

2023 war auf dem ukrainischen Staatsgebiet trotz der fehlenden Anbaufläche ein gutes Erntejahr. In Summe bewegt sich die geerntete Menge sogar im Rahmen der Ernten der Vorkriegsjahre: 2017 bis 2021 wurden Ernten zwischen 75 und 100 Millionen Tonnen registriert. 2023 betrug die Ernte etwa 82 Millionen Tonnen*.

*Umfasst die Produktion der von Vista gerechneten Fruchtarten für die gesamte Ukraine inklusive der russisch kontrollierten Landesteile ohne Halbinsel Krim

Als Hintergrund: Die Analystinnen und Analysten der Vista können anhand der Lichtspektren einer Nutzpflanze erkennen, welcher Frucht ein Feld zuzuordnen ist. Die Blätter der Weizenpflanze zum Beispiel erzeugen andere Lichtspektren als die Blätter von Mais.

Dammsprengung beeinflusst Bewässerung in Cherson

Im Juni 2023 wurde die Staumauer des Kachowka-Stausees gesprengt – aller Wahrscheinlichkeit nach von russischen Truppen. Das Wasser des Stausees fehlte im Nachgang unter anderem bei der Beregnung landwirtschaftlicher Flächen im Oblast Cherson. Ein Vergleich der Satellitenbilder aus dem Jahr 2021 mit Bildern aus dem Jahr 2023 zeigt nun, dass der Umfang der bewässerten Fläche um 52% geringer ausfiel. Die weiße Fläche im Bild zeigt Teile des trockengefallenen Stausees.

  • Satellitenbild Bewässerung der Landwirtschaft in Cherson 2021
    Das sind die künstlich beregneten Flächen im Oblast Cherson 2021.
  • Satellitenbild Bewässerung der Landwirtschaft in Cherson 2023
    Zum Vergleich dasselbe Gebiet 2023: Aufgrund der Dammsprengung ging der Anteil bewässerter Flächen um 52% zurück.