So bleibt's im Winter mollig

Das rät ein Experte aus der BayWa Haustechnik

Der gelernte Heizungsbauer und Energieberater Klaus Dieter Völkel arbeitet im Vertrieb der BayWa Haustechnik in Coburg. Ein Gespräch über das große Interesse an alternativen Heizformen und Rat fürs Energiesparen.

Herr Völkel, wie sieht Ihr Alltag im Vertrieb der BayWa Haustechnik für gewöhnlich aus?
Unsere Kunden rufen an, weil sie ein neues Bad, eine neue Heizung oder einfach nur eine Beratung möchten. Ich fahre hin, berate, und erstelle gegebenenfalls ein Angebot, das hoffentlich angenommen und von der BayWa Haustechnik GmbH umgesetzt wird.

Was machen Sie als Energieberater?
Ich berate rund ums Wohngebäude in Sachen Energiesparen, Modernisierung, regeneratives Heizen sowie zu Photovoltaikanlagen (PV) und den Möglichkeiten. Als zertifizierter Berater kenne ich die Fördermöglichkeiten des BAFA.

Das BAFA ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle …
… das unter anderem die Bundesförderung für effiziente Gebäude steuert, genau.

Mit welchen Anliegen kommen die Menschen derzeit zu Ihnen?
Egal ob ich als Heizungsfachmann oder als Energieberater angesprochen werde: Die meisten Menschen wünschen sich eine preiswertere Beheizung ihres Hauses, weil die Phase mit günstigen Brennstoffen vorbei ist. Wir hatten lange Zeit Preise von sechs Cent die Kilowattstunde (kWh) für Gas oder Öl.

Das Gas kostet jetzt zum Beispiel mehr als 30 Cent pro kWh.
Die Pellets kosteten mal 170 Euro je Tonne und stehen nun bei mehr als 600 Euro. Auch Heizöl kostet jetzt mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Die Verwerfungen am Energiemarkt wirken sich sehr stark aus.

Was kann ich als Verbraucher tun?
Allein mit verbesserter Anlagentechnik können Sie dieser Steigerung nicht beikommen. Sie müssen sich Ihr Gebäude ansehen: Wie viel Quadratmeter Wohnfläche habe ich? Wie viel verbrauche ich? Liegt das in einem guten Verhältnis?

Wie stelle ich das fest?
Es gibt eine Faustregel: Wünschenswert ist ein Verbrauch von etwa 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr und weniger. Für ein Haus von 125 Quadratmetern bedeutet das einen Verbrauch von 12.500 kWh. Wenn wir einen Heizwert von 10 kWh je Liter Öl, beziehungsweise 10 kWh je Kubikmeter Gas oder 5 kWh je Kilogramm Holz annehmen, können Sie selbst Ihren Verbrauch errechnen.  

In unserem Beispiel würden wir also bei einem Verbrauch von 1250 Liter Heizöl landen.
Richtig, damit beschreiben wir den Wert in einem energetisch gut gebauten Haus. Gebäude, die in den Jahren 1985 bis 2000 entstanden, landen im Schnitt bei 150 kWh. Ein schlechter Wert beginnt jenseits der 200 kWh je Quadratmeter.

Was heißt es, wenn Sie sagen, dass ich mit besserer Anlagentechnik weniger ausrichte?
Früher hatten zum Beispiel Ölheizkessel eine fest eingestellte Leistung. Das ist bei neueren Kesseln anders. Die Effizienz ist für gewöhnlich gut bis sehr gut, die Kessel haben im Normalfall einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent und mehr. Deshalb schaue ich als Energieberater auf das Haus, auf das Alter der Fenster, auf das Mauerwerk oder die Dachdämmung. Ich definiere Bausteine einer möglichen Sanierung, die einen Fenstertausch, das Dämmen der Kellerdecke oder des Daches bedeuten können. Für nur 325 Euro bekommt der Kunde einen Sanierungsfahrplan, in dem ich die Maßnahmen und die Förderung der BAFA vorzeichne.

  • Heiztechnik
"Psychologie spielt hier eine große Rolle"

Bis Mitte August gab es vom BAFA bis zu 55 Prozent Förderung für solche Sanierungsvorhaben. Jetzt wurden die Sätze massiv gesenkt.
Was aber vorhersehbar war.

Warum?
Die Regierung legt jetzt mehr Wert auf Vorhaben, die dem Klima mehr nützen. Eine Wärmepumpe zum Beispiel ist für das Klima besser als eine Pelletheizung. Also wird sie höher gefördert. Das war vorher anders. Die Förderung ist jetzt im Einzelfall kleiner, es können dafür aber mehr Vorhaben für mehr Menschen gefördert werden.

Welche Rolle spielt die Debatte um die Energieversorgung in Ihrem Alltag?
Die einen möchten wegen der aktuellen Ereignisse weg vom Gas und denken an eine Pelletsheizung: Beim Gas kann mir einfach der Hahn abgedreht werden, die Füllhöhe meines Pelletslagers kann ich selbst bestimmen. Psychologie spielt hier eine große Rolle. Andere möchten der Umwelt zuliebe weg vom Öl.

Empfehlen Sie denn auch immer den Umstieg, weg vom Gas?
Jede Gasheizung, die getauscht wird, ist eine Gute. Da bin ich ganz Umweltschützer. In der neuen Förderung wird der Tausch von Gaskesseln gefördert, die 20 Jahre oder älter sind. Das ist gut durchdacht. Bei jüngeren Kesseln würde ich überlegen: Behalte ich den Kessel und ergänze ihn um ein weiteres Heizsystem, vielleicht um eine Wärmepumpe? Oder um eine Solarthermie-Anlage? Es gibt immer Möglichkeiten, sich zu entwickeln. In Münchberg betreue ich ein Mietshaus mit 18 Wohneinheiten, in dem bislang 35 Prozent des Energieanteils in der Nebenkostenabrechnung auf die Warmwasserbereitung fielen. Die Umstellung von Gas auf Wärmepumpe ist dort nicht möglich. Aber ich kann eine Solarthermieanlage an die Fassade schrauben und so mithilfe der Sonne Wasser erhitzen. Diesen Weg wird die Eigentümerin jetzt gehen.

Welche alternative Heizkonstellation empfehlen Sie besonders häufig?
Die beste Kombination ist sicher eine Wärmepumpe, die mit einer PV auf dem Dach ergänzt wird, sodass ich den für die Wärmepumpe nötigen Strom selbst erzeuge. Allerdings muss sich die Dachfläche für die PV eignen. Es gibt Häuser, die haben so viele Gauben, dass ich keine PV montieren kann. Anderen fehlt die Stellfläche für eine Wärmepumpe. Für Pellets wiederum brauche ich Lagerplätze und eine gewisse Nähe zur Straße. Die Empfehlungen fallen von Haus zu Haus verschieden aus.

Können Sie beziffern, wie sich die Nachfrage seit Beginn des Kriegs entwickelt hat?
Die Nachfrage hat sich gefühlt verzehnfacht, bei der Haustechnik so sehr wie bei der Energieberatung. Die Menschen ziehen Energiesparmaßnahmen vor. Inflation, politische Lage und die Anreize der Regierung beschleunigen den Umbau.

Sind Sie bei der BayWa Haustechnik in der Lage, der großen Nachfrage nachzukommen?
Bei Wärmepumpen oder Pelletsheizungen sehen wir derzeit Lieferzeiten von acht Monaten und mehr. Wir und die Kunden müssen längerfristig planen, ein schneller Umstieg von Gas auf Wärmepumpe funktioniert nicht.

Ärgert Sie diese Verzögerung?
Nein, ich finde sie sogar gut. Der Sanierungsfahrplan, den ich als Energieberater erstelle, wird mit Meilensteinen und Jahreszahlen hinterlegt. So können Hauseigentümer über Jahre hinweg ihr Haus umrüsten. Sie können in Ruhe planen und die Handwerker können es auch.

  • Holzpellets
  • Handwerker repariert Heiztechnik
"Ich glaube, wenn diese Krise vorbei ist, haben wir viel bewegt."

Was empfehlen Sie, wenn mir das Geld für größere Maßnahmen fehlt und ich dennoch auf die Energiekrise reagieren will?
Nehmen Sie die Bedienungsanleitung Ihrer Heizung zur Hand und lesen Sie sie richtig durch. Jeder kann mit richtiger Einstellung an der Heizungsregelung Energie sparen – da geht noch was.

Wie meinen Sie das?
Befassen Sie sich mit Ihrer Heizungsanlage. Sie können häufig Heizzeiten eingeben und zum Beispiel bestimmen, dass sich die Temperatur bereits ab 21 Uhr statt um 23 Uhr um bis zu 7 Grad statt nur um 5 Grad senkt. Im Sommer können Sie die Warmwasserladezeiten verändern: Nehmen wir an, ihr Warmwasserspeicher hat eine Solltemperatur von 60 Grad und ist an einem Sommertag ausgeschaltet. Nun duscht eine Person und braucht dabei 30 Liter Wasser. Der Sollwert von 60 Grad wird unterschritten und fällt auf 55 Grad. Der Kessel bekommt das Signal: Nachladen. Der Brenner fährt an und heizt den Kessel. Dieses Vorgehen kann ich ausschalten und die Warmwasserbereitung auf einen zweistündigen, festen Zeitraum begrenzen. Das bringt bis zu vier Prozent Energieersparnis.

Viele erwerben Heizlüfter für den Einsatz im Winter. Ist das sinnvoll?
Heizen mit Strom ist die teuerste Heizvariante. Aber ich kann das Interesse verstehen, die Ängste der Kunden muss ich immer ernst nehmen. Einer unserer Kunden hat sich kürzlich ein Notstromaggregat gekauft.

Es ist nicht immer leicht zu sagen, was Aktionismus und was gute Planung ist, oder?
Ich glaube, wenn diese Krise vorbei ist, haben wir viel bewegt. Jede Wärmepumpe, die wir einbauen, senkt den Gasbedarf und schützt das Klima. Wärmepumpen nehmen Energie, die in der Atmosphäre vorhanden ist und verwenden sie im Haus, ehe sie über die Wände nach außen verschwindet. Besser geht es kaum.

Halten wir fest: Wie sollte ich starten, wenn ich meine Energieversorgung optimieren will?
Sehen Sie sich Ihre Wohnfläche und ihren Verbrauch an und nutzen Sie die beschriebene Faustformel.

BayWa Haustechnik: Ihr Partner für moderne Lösungen rund um's Gebäude

Die BayWa Haustechnik steht für Leistung und Qualität und ist Ihr Partner für moderne Gebäudetechnik. Das Leistungsspektrum reicht von Pelletheizungen über Wärmepumpen, Solarsysteme und Wohnraumlüftung bis hin zur kompletten Sanitärtechnik.