Historischer Traktor

Im Krieg und der Neuanfang

BayWa Lagerhaus in Höchstädt

Unter der Regie des Regimes

Der zunehmende Einfluss des Nationalsozialismus und der desolate Zustand der deutschen Wirtschaft prägen den Anfang des Jahrzehnts. Im 10. Geschäftsbericht des Unternehmens heißt es: angesichts „des außergewöhnlich scharfen Preissturzes sinkt der Wert der deutschen Agrarproduktion drastisch“ und „Die Bauern sehen den Grundstock ihres Vermögens schwinden.“

Infolge der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten sorgen ab 1933 NS-Richtlinien wie das Reichsnährstands- und das Reichserbhofgesetz für die Gleichschaltung aller landwirtschaftlichen Betriebe und die staatliche Regelung von Produktion, Absatz und Preis.

Die Ziele dieser Gesetzgebungen und der damit einhergehenden Gleichschaltung aller landwirtschaftlichen Organisationen sind eindeutig: nationale Eigenversorgung und Absicherung des NS-Regimes.

Essensausgabe

Agrarpolitik der Nationalsozialisten ist Teil der Kriegsvorbereitung

Auch die BayWa steht unter der Regie des Regimes. „Verteilung ohne Rücksicht auf Verdienstmöglichkeiten“, kommentiert die BayWa das Reichsnährstandsgesetz. Die Landwirte werden von der produktions-steigernden Wirkung des „Kunstdüngers“ überzeugt, der Preis wird durch staatliche Eingriffe gering gehalten – dennoch bezahlen die Verbraucher die ideologisch begründete Abschottung vom Weltmarkt mit teils überhöhten Lebensmittelpreisen. Diese als „Ernährungsschlacht“ bezeichnete Politik ist letztlich Bestandteil der Kriegsvorbereitung des Regimes.

Arbeiter beim Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg

Die traurige Bilanz des Krieges

Mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands endet am 08.05.1945 der Zweite Weltkrieg. Die Ernährungswirtschaft kommt vollständig zum Erliegen. Nur mit Hilfe der Besatzungsmächte können die größten Versorgungslücken geschlossen werden.

487 noch vermisste und 512 gefallene Mitarbeiter lautet die traurige Bilanz für die BayWa bei Kriegsende. Vollständig und teilweise zerstörte Lager- und Betriebshäuser kommen hinzu.

Denazifizierung und Neuanfang

Gemäß der US-Militärregierung müssen alle Vorstands- und Aufsichtsratmitglieder ihre Posten räumen. Im Zuge der Denazifizierung werden 26 Abteilungsleiter und Bevollmächtigte von Zentrale und Filialen sowie 131 Lagerhausverwalter entlassen. Zudem wird einer Reihe von Angestellten aus politischen Gründen ihr bisheriges Aufgabengebiet entzogen. Zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung wird der politisch nicht vorbelastete Dr. Josef Singer ernannt.

Die amerikanische Militärregierung erkennt sehr früh die Bedeutung der BayWa für die Agrarproduktion und erteilt schnell Genehmigungen zur Aufnahme des Geschäftsbetriebs sowie für Transporte über Land. Trotz der äußerst schwierigen Umstände versuchen die BayWa Betriebe mit Zustimmung der amerikanischen Militärregierung, die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln halbwegs sicherzustellen. Dies bedeutet bereits 1945 einen Neuanfang für die BayWa und ihre Mitarbeiter.